Im Roman berichtet Michael Berg in Form eines autobiographischen Berichts #252;ber seine Beziehung zur 36-j#228;hrigen Hanna Schmitz. Allein schon auf Grund des Umfangs am Gesamttext sollte die Beziehung der beiden jedoch nicht nur auf deren Funktion oder Themen wie Hannas Analphabetismus reduziert werden. Denn auch in der Beziehung selbst scheinen sich die Fragen nach Recht und Gerechtigkeit sowie ethisch-moralischem Handeln wiederzufinden. Das Verh#228;ltnis des 15-j#228;hrigen Michael zur 36-j#228;hrigen Hanna wurde durch die Literaturkritik #252;berwiegend als #8222;Initiationsgeschichte in der Liebe” beschrieben. Im Rahmen einer #8222;ungew#246;hnlichen Liebesgeschichte” w#252;rde der jugendliche Protagonist #8222;in die K#252;nste der Liebe” eingeweiht. (Benedict, 2000) #252;ber die Figur Michael Bergs stellt Andreas Weidmann in seiner Arbeit im Jahr 2000 Michael insgesamt als einen typischen, pubert#228;ren Teenager dar: Die zunehmende F#228;higkeit, #252;ber sich selbst nachdenken zu k#246;nnen, die massiven k#246;rperlichen Ver#228;nderungen und die sexuellen und erotischen W#252;nsche f#252;hren zu einem st#228;ndigen Besch#228;ftigtsein mit dem eigenen Aussehen und zu einer #228;ngstlichen Befangenheit gegen#252;ber Mitmenschen. (http://www.grin.com, 22.02.2017) Der Anfangspunkt der Beziehung zwischen Michael und Hanna ist seine #252;belkeit auf den Bus. Tats#228;chlich erholt er sich gerade von einer schweren Gelbsucht. Zu dieser k#246;rperlichen Schw#228;che kommt eine k#246;rperliche Unreife hinzu: Michael Berg beschreibt sich selbst als einen Jungen, der #8222;zu lange Arme und zu lange Beine...f#252;r die Koordination seiner Bewegungen hat. Er tr#228;gt eine Brille”, #8222;ein billiges Kassenmodell und sein Haar ist ein zauser Mop”. Es zeigt sich ein typisches Aussehen eines Jugendlichen, dessen K#246;rperproportionen noch nicht fertig ausgebildet sind. (http://www.grin.com, 22.02.2017) Sein inneres Erscheinungsbild erweist sich ebenfalls als unausgewogen. Auf der einen Seite glaubt Michael, genug Potential zu besitzen, um sein Leben aktiv zu gestalten. Er will #8222;eines Tages sch#246;n und klug und bewundert” werden. Auf der anderen Seite ist er jedoch unzufrieden #252;ber seine momentane, #228;u#223;ere Erscheinung, #252;ber seine unkoordinierten Bewegungen und seine momentane gesellschaftliche Stellung. (http://www.grin.com, 22.02.2017) Claus-Ulrich Bielefeld urteilt in der S#252;ddeutschen Zeitung dazu folgenderma#223;en: Nichts sp#252;ren wir von der angeblich fortwirkenden Liebe des Ich-Erz#228;hlers, die ihm andere Beziehungen unm#246;glich macht. Die Beziehung zwischen Hanna und Michael, die immerhin den ganzen ersten Teil des Buches und, am Textvolumen gemessen, sogar den gr#246;#223;ten ausmacht, wird im weiteren Verlauf des Buches tats#228;chlich nur noch wenig direkt erz#228;hlt. Aber wie auch? Die inhaltsschweren Themen, der Umgang mit der NS-Vergangenheit, Schuldbew#228;ltigung und Analphabetismus werden jetzt eingef#252;hrt. Es bleibt schlicht kein Raum, um die Beziehung erz#228;hlerisch weiter auszubreiten. Im ersten Teil des Buches musste aber die Liebesgeschichte breit angelegt werden, denn gerade diese Beziehung bildet die Basis, auf der hier die einzigartige Perspektive beruht: Die altbekannten Themen werden aus Sicht der Nachkriegsgeneration beleuchtet, die, nicht wie erwartet, durch Elternliebe, sondern durch eine partnerschaftliche Liebesbeziehung, emotional eng mit der T#228;tergeneration verkn#252;pft ist. Mag die Beziehung sp#228;ter erz#228;hlerisch auch in den Hintergrund treten, so kann nicht in Frage gestellt werden, dass Michaels Dilemma, zwischen Zuneigung und Verurteilung hin- und hergerissen zu sein, die Liebe zu Hanna st#228;ndig indirekt thematisiert. Zu fragen ist doch vielmehr, ob es sich #252;berhaupt um Liebe handelt, was die Beziehung ausmacht, oder ob Michael in ein H#246;rigkeitsverh#228;ltnis gezogen wird, das ihn schlie#223;lich am Leben scheitern l#228;sst. (Andreas, 2000) Nach der Meinung von Beate M. Dreike handelt der Roman auch nur am Rande von Liebe und Tod. Die Liebe Michael Bergs zu Hanna dient nur als Aufh#228;nger, ohne sie h#228;tte es die Schilderung des Rechtsfalles nicht geben k#246;nnen, ebenso ist der Tod ein Ausl#246;ser: der der KZ-H#228;ftlinge f#252;r das Stattfinden des Prozesses, und Hannas Selbstmord, indem er den Erz#228;hler dazu veranlasst, seine Geschichte aufzuschreiben, um sie loszuwerden, wie er selbst vermutet. (Beate, 2002)