Literaturbericht

Vera Peters meint, das Werk enthauml;lt unverkennbare Z#252;ge eines Bildungsromans, in dem der Held durch alle mouml;glichen Einfl#252;sse zur Reife gebracht wird. Die Frauen, die eine besondere Rolle im Leben Hermann Hesses gespielt haben, seine Mutter und seine drei Ehefrauen, werden zu Anfang der Arbeit besprochen und spauml;ter den Frauengestalten des Romans gegen#252;bergestellt, um mouml;gliche Parallelen und eine Entwicklung und Verauml;nderung in Hesses Frauenbild zu erkennen. Dabei soll es sich lediglich um den Versuch der Herausstellung gemeinsamer Aspekte in Hesses persouml;nlichem Verhauml;ltnis zu Frauen und der Prauml;sentation weiblicher Charaktere in Narziszlig; und Goldmund handeln, denn f#252;r definitive Schl#252;sse wauml;re die Betrachtung des Gesamtwerkes vonnouml;ten. (Vera Peters, 1984, S.5)

Das Thema der Urmutter, die gottauml;hnlichen Z#252;ge besitzt und Leben und Tod in sich vereinigt, bespricht Richard B. Matzig in seinem Buch Hermann Hesse in Montagnola in dem Kapitel "Mutterwelt und Vaterwelt - Narziszlig; und Goldmund". Er behandelt die Visionen Goldmunds und das sich stauml;ndig verauml;ndernde und bereichernde Bild der Urmutter bis zu Goldmunds Entscheidung, sein urspr#252;ngliches Ziel, die Gestaltung der Urmutter, aufzugeben. Kurz vor dem Tode erkennt Goldmund, dass nicht er es ist, der die Urmutter formen kann, sondern dass sie ihn geformt hat und nun sein Leben in den Hauml;nden hauml;lt. (Vera Peters, 1984, S.8)

Caroline Sophie Werner behauptet, in Hesses kleiner Erzauml;hlung #8211; aber auch in seinen autobiografischen Auml;uszlig;erungen #8211; ist das Mutterbild deutlich positiver besetzt. In den 1923 entstandenen Biographischen Notizen bekennt Hesse: #8222;Von der Mutter habe ich die Leidenschaftlichkeit des Temperaments geerbt, die heftige, etwas sensationslustige Phantasie, auszlig;erdem die musikalische Begabung. Zur Musik und zur Sprache hatte ich von Kind auf ein nahes inniges Verhauml;ltnis”. Ohne persouml;nliche Konturen versehen, bleibt die Mutter jedoch in Hesses Erinnerungen mehr eine metaphysische Vorstellung als ein nahestehender Mensch, ein dionysisches Prinzip, das Lebens-Wauml;rme, Geheimnis und vor allem k#252;nstlerische Produktivitauml;t verkouml;rpert. Ihr Tod im Jahre 1904 hinterlauml;sst in seinen Aufzeichnungen keine nennenswerten Spuren. (Caroline Werner, 2004)

So schreibt Maria-Felicitas Herforth, das Bild der Urmutter stellt neben der Gestaltung der Dualitauml;t das entscheidende Leitmotiv dar. Die Urmutter versinnbildlicht das innere Geschehen Goldmunds, seine Suche nach Einheit und zuletzt die Einheit selbst. Als mutterloser Klostersch#252;ler, der sein Mutterbild #8222;vergessen” und das vom Vater vermittelte #252;bernommen hat, leidet Goldmund zu nauml;chst an dem #8222;weiblichen Geschlecht”. Nachdem Narziszlig; keinen Zweifel mehr daran hat, dass #8222;Eva” die #8222;Urmutter”, Goldmunds Leiden hervorruft, f#252;hrt er diesen in analytischem Gesprauml;ch zur Erkenntnis seines Problems. So ist Goldmund #8222;sehend” geworden, hat den Unterschied zwischen #8222;m#252;tterlichen und vauml;terlichen Herk#252;nften” erkannt und seine #8222;Seele wiedergefunden”. Damit ist er bereit, #8222;ihrem Ruf” zu folgen”. (Maria-Felicitas Herforth, 2001, S.47)